Fonts / Schriften nach GEOS konvertieren
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Der Text wurde vor längerer Zeit von Burkhard Oerttel. zur Verfügung gestellt.

Eigentlich ist dieser Artikel schon lange überfällig, denn eine zentrale Rolle darin spielt eine Applikation aus GeoWorks 1.2, die leider (noch?) nicht für die Version 2.0 verfügbar ist: der Nimbus-Font-Konverter. Aufgrund der schlechten Dokumentation, die GeoWorks bzw. in Deutschland Heureka dazu lieferten, sind seine Fähigkeiten immer einigermaßen verkannt worden. Wer GeoWorks 1.2 noch auf der Festplatte hat, kann ihn mit den nachfolgenden Hinweisen vielleicht künftig besser nutzen; da sich das Font-Format als einziges nicht geändert hat, sind damit erzeugte Schriften auch in der neuen GeoWorks-Fassung einsetzbar.

Das Font-Format, aus dem dieser Konverter eine GeoWorks-Schrift erzeugen kann, ist hierzulande absolut ungebräuchlich, deshalb findet man kaum geeignetes Ausgangsmaterial am Markt. Mit zwei recht verbreiteten Konverter-Programmen läßt sich aber aus anderen Fonttypen das gewünschte "Rohmaterial" herstellen, man muß nur wissen, wie. Da wäre zunächst der Font-Monger, ein Windows-Programm, mit dem man eigene Schriften kreieren kann, aber auch Fonts konvertieren, z.B. aus den sehr häufig anzutreffenden Postscript- und Truetype-Schriften. Hier wäre das Format Nimbus Q als Zielformat zu wählen. Diese Schriften sind für den GeoWorks-Konverter bereits direkt verwendbar, jedoch lassen sich mit einigen Tricks ganz neue Möglichkeiten erschließen. Mehr dazu später, denn es gibt noch einen weiteren Konverter, AllType von Atech. Bezüglich der unterstützten Font-Formate hat AllType dem Font-Monger etwas voraus, denn er kann das GeoWorks-Fontformat sowohl lesen als auch exportieren. Dennoch sollte man auf die direkte Export-Methode verzichten und den Umweg über das Format, das hier mit Royal Nimbus bezeichnet wird, nehmen.

Wer schon mit AllType gearbeitet hat, mag zu der Überzeugung gekommen sein, daß mit Nimbus Royal nicht viel anzufangen ist, denn GeoWorks "hängt sich auf", wenn der interne Fontkonverter eine solche Datei auch nur einliest. Das hängt mit einer Unzulänglichkeit des AllType-Konverters zusammen, der nicht alle benötigten Informationen in eine Nimbus-Datei schreibt. Zur Erläuterung dieser "Macke" ist ein wenig Kopf-Theorie des Nimbus-Formats erforderlich:

Jede Nimbus-Fontdatei beginnt mit der Zeichenfolge 06h 0Eh 14h (das h soll hexadezimale Schreibweise signalisieren), an der die Datei als Nimbus-Font erkannt wird. Um welche Schrift es sich handelt, ist gleich dreimal im Kopf erwähnt: Ab Byte 84 ist angegeben, welcher Schriftfamilie der Font angehört. (Alle Offset-Angaben zählen ab Null!) Eine interne Bezeichnung des Fonts, bestehend aus Schriftfamilie, Schriftweite und Attribut folgt ab Byte 164, die gleichen Angaben werden ab Byte 244 wiederholt, dort aber in "besser lesbarer" Form. Die für den GeoWorks-Konverter unerläßliche Information, die von AllType unterschlagen wird, folgt ab Byte 324; hier steht, welchen Schriftschnitt dieser Font innerhalb seiner Schriftfamilie repräsentiert, also Grundschrift, Fettschrift, Kursivschrift etc. Jede dieser Eintragungen wird mit einem Nullbyte abgeschlossen.

Diese Information ist für GeoWorks deshalb so wichtig, weil GeoWorks-Fonts anders organisiert sind als Truetype, Nimbus oder Postscript. Während dort für die Attribute kursiv, fett und fettkursiv neben der Grundschrift jeweils eigene Dateien existieren, können bei GeoWorks diese vier Attribute in einer Datei zusammengefaßt werden. Zu diesem Zweck benötigt der Konverter natürlich Angaben zu jedem Attribut des eingelesenen Fonts - fehlen diese, kommt er nicht zurecht damit. Damit verringert sich die Anzahl der vorzuhaltenden Fontdateien, die Ladezeit von GeoWorks wird kürzer und die 256-Fonts-Grenze läßt sich effektiver ausnutzen.

Man muß also nur die fehlende Angabe bei Byte 324 nachtragen, schon kann der interne Konverter von GeoWorks 1.2 sehr effektiv eingesetzt werden. Zunächst wird beim Einlesen die Schriftfamilie (Byte 84) ermittelt, dann das Attribut. Anschließend sucht der Konverter im selben Verzeichnis nach weiteren Fonts dieser Schriftfamilie mit anderen Attribut-Angaben ab Byte 324. Hier werden die Worte "Regular" für die Grundschrift, "Italic" für kursiv, "Bold" für fett und "Bold Italic" (mit einem Leerschritt zwischen beiden Worten) für fettkursiv erwartet. Es ist nicht unbedingt notwendig, für alle vier Attribute Dateien zu besitzen.

Der Font-Konverter stellt alle Nimbus-Dateien mit gleichem Familiennamen als einen Font in seiner Auswahlliste dar. Die Konvertierung erfolgt dann in mehreren Durchgängen, je einem pro Attribut-Font.

Fehlt bei der Konvertierung ein Attribut, wird der erzeugte Kombi-Font nicht über das Attribut verfügen, es wird dann in den Geos-Applikationen berechnet. Berechnete Attribute entsprechen aber nicht immer in der Qualität echten, als Font vorliegenden Attributen. Besonders bei kursiven Serifenschriften gibt es erhebliche Abweichungen; bei serifenfreien Schriften ist der Unterschied geringer, so daß darauf im Notfall verzichtet werden kann. Fettschrift äußert sich berechnet nur als verbreiterte Schrift, echte Fett-Attributierung erzielen Sie nur über einen entsprechenden Font. (AllType verfügt über eine Zusatzfunktion, mit der sich attributierte Fonts zu einer Grundschrift herstellen lassen. Auf die Kursiv-Variante von AllType können Sie aber getrost verzichten, sie entspricht der Attributberechnung in GeoWorks.)

Es ist auch nicht erforderlich, daß die zu kombinierenden Schriften einer Schriftfamilie angehören, so können z.B. mehrere Symbolfonts zu einer Fontdatei zusammengefaßt werden, indem ihnen an Byte 84 ein gemeinsamer Familienname zugeordnet wird.

Sollte das Patchen nicht zu Ihren bevorzugten Beschäftigungen am PC gehören, können Sie sich auch gern eines entsprechenden Hilfsprogramms bedienen. Der Autor dieses Beitrags läßt seine Erkenntnisse mit dem Freeware-Programm FontPrep allen GeoWorks-Benutzern zukommen, das Sie bei den im Kasten genannten Adressen erhalten können.

Die Bedienung von FontPrep ist denkbar einfach: In einer Dialogbox können Sie die Dateinamen der vier Nimbus-Fonts (sie müssen alle im selben Verzeichnis stehen), den vier Attributen zuordnen und einen gemeinsamen Familiennamen vergeben. Bequemer und sicherer ist die Auswahl-Funktion, mit der Sie aus einer Dateiliste, die nur Nimbus-Fontdateien anzeigt, die gewünschten Dateien selektieren können. Dabei wird der Name der zuerst ausgewählten Schrift als Name für die Schriftfamilie übernommen; er ist nachträglich von Hand änderbar.

Burkhard Oerttel
 

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